Das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau

Das Bayerische Kammerorchester mit Residenz im idyllischen Kurort Bad Brückenau (BKO) hat sich seit seiner Gründung 1979 mit innovativen Projekten ein spezifisches Profil erworben. Das Orchester besteht aus hervorragenden Berufsmusikern des mitteleuropäischen Raums (Deutschland, Österreich, Tschechien), die sich regelmäßig als Kammerorchester sowie in verschiedenen Kammermusikensembles zusammenfinden. Die Pflege musikalischer Traditionen steht dabei aufregenden Projekten in musikalischen Grenzbereichen gegenüber.

Das BKO arbeitete und arbeitet mit zahlreichen auf ihre Weise außergewöhnlichen Persönlichkeiten zusammen, u. a. mit Yehudi Menuhin, Dave Brubeck, Jacques Loussier, Gerhard Polt, Peter Schreier, Mikis Theodorakis, Morton Feldman, Arvo Pärt, Karl-Heinz Stockhausen oder Pierre Boulez. Seine Position im klassischen Segment stärken Konzertprojekte mit namhaften Solisten der Gegenwart wie z.B. Albrecht Mayer, Andreas und Daniel Ottensamer, Sabine Meyer, Radovan Vlatković, Sergej Nakariakov, Nemanja Radulović, Tianwa Yang, Lena Neudauer, Nils Mönkemeyer, Daniel Müller-Schott, Maximilian Hornung, Matthias Kirschnereit oder William Youn.

Zwischen 1979 und 2007 war Prof. Ulf Klausenitzer künstlerischer Leiter und Chefdirigent des BKO. Nach einer mehrjährigen Zäsur folgte auf ihn 2012 Johannes Moesus. Ab September 2019 ist mit dieser Aufgabe Sebastian Tewinkel betraut.

Das BKO wurde in seiner über 40-jährigen Geschichte u. a. mit dem Bayerischen Staatsförderpreis, dem Friedrich-Baur-Preis, dem Siemens-Kulturförderpreis und dem Kulturpreis des Bezirks Unterfranken ausgezeichnet.

Neben einer eigenen Konzertreihe in Bad Brückenau spielt das BKO auf traditionsreichen Konzertpodien Deutschlands und Europas und ist zu Gast bei Festivals und Konzertreihen wie dem Mozartfest Würzburg, dem Kissinger Sommer, dem Nymphenburger Sommer, den Festspielen Europäische Wochen Passau, den Gezeitenkonzerten Ostfriesland, den Seligenstädter Klosterkonzerten usw. Zudem bestätigen Rundfunkproduktionen und CD-Aufnahmen seinen hohen künstlerischen Rang, seine Klangkultur und seine große Flexibilität in Repertoire und Besetzung.

Stand: Januar 2023

EDITORIAL

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Musikfreunde,

herzlichen willkommen zum Jahresprogramm Ihres Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau!

Zum ersten Mal seit fast vier Jahren haben wir als Kulturinstitution das Gefühl, die Corona-Pandemie hinter uns gelassen zu haben. Allerdings gibt die weltpolitische Lage zur Zeit kaum Anlass zu Optimismus, so dass noch immer gilt, was ich bereits im letzten Jahr geschrieben habe: Versuchen Sie, Ihre Sorgen zu vergessen und sich gemeinsam mit uns an der Musik zu erfreuen!

Wir haben wiederum sehr abwechslungsreiche und vielfältige Programme zusammengestellt, in denen Sie bekannte Meisterwerke hören, aber auch die Bekanntschaft mit unerhörter, jedoch kaum weniger attraktiver Musik machen können. Diese fünf Programme haben wir jeweils unter ein Schlagwort gestellt, das den Charakter der Musik entsprechend zusammenfasst.

Das neue Jahr begrüßen wir mit Musik, die größtenteils rund um das „Mittelmeer" entstanden ist und auch einen Ausflug in die berühmte Klezmermusik bietet. Unterstützung erhalten wir dabei von Sebastian Manz, einem der führenden Klarinettisten Deutschlands: Er spielt einen virtuosen Variationen-Zyklus von Rossini und eben die „Hebrew Fantasy“ des russisch-amerikanischen Komponisten Samuel Gardner.

Das Programm „Paris“ im Frühlingskonzert umfasst Werke, die sämtlich in der französischen Metropole uraufgeführt wurden. Sie können das Septet von Maurice Ravel hören, das wir mit Streichorchester anstatt -quartett aufführen, sowie Debussys „Danses“, die für die damals neu vorgestellte chromatische Harfe entstanden waren. Solist wird der Schweizer Harfenist Joel von Lerber sein. Den Rahmen bilden zwei der so genannten „Pariser Sinfonien“ von Joseph Haydn, die für eine dort ansässige Konzertreihe geschrieben wurden.

Im Sommerkonzert „Elemente“ begrüßen wir als Gast Ariel Zuckermann, den Sie sowohl als Dirigent wie auch als Flötensolist kennenlernen können. Er kombiniert Orchesterwerke von Rebel und Haydn mit Flötenkonzerten von Carl Philipp Emanuel Bach und Vivaldi. Namensgebend für das Programm ist die Komposition „Les Éleméns“ von Jean-Féry Rebel, die zwar im frühen 18. Jahrhundert entstanden ist, aber in Klangsprache und Harmonik weit in die Zukunft weist.

Der Herbst wird bunt: Im Programm „Kaleidoskop“ schlagen wir mit Werken von Honegger, Mozart, Strawinsky und Wagner einen Bogen mit vielen verschiedenen Farben. So spielen wir das vermutlich einzige Werk von Richard Wagner, das mit einem Kammerorchester aufführbar ist, nämlich das wunderbare Siegfried-Idyll, welches der Komponist anlässlich der Geburt seines Sohnes Siegfried geschrieben hat. Solistin im berühmten A-Dur-Klavierkonzert des reifen Mozart ist die junge deutsche Pianistin Annika Treutler.

Und schließlich beenden wir die Jahreszeitenkonzerte mit „Folklore“: Neben der berühmten Streicherserenade von Dvořák hören Sie ein umwerfendes Konzert für verschiedene Flöten und Streichorchester, in dem auf raffinierte Art und Weise moderne Klangtechnik Bestandteil der Komposition ist. Der Solist nimmt beispielsweise sich selbst während der Aufführung auf und spielt diese Aufnahmen ab, so dass er sich selbst begleitet. Matthias Ziegler, dem das Werk auch gewidmet ist, wird Sie sicherlich für dieses besondere Stück begeistern!

Sebastian Tewinkel
Chefdirigent

Liebe Fans des Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau,

was Sie gerade in den Händen halten, sieht wie eine ganz normale Broschüre aus und unterscheidet sich rein äußerlich gar nicht von den Jahresprogrammen des BKO der vergangenen Jahre. Das gleiche Format, der gleiche Umfang, die annähernd gleiche Gliederung, das gleiche Druckverfahren… Und doch können wir hierbei von einer technologischen Revolution sprechen, die im Hintergrund stattgefunden hat. Unsere Grafiker vom Büro Skoda aus Darmstadt haben sich nämlich entschieden, bei der Gestaltung des Heftes zum ersten Mal Künstliche Intelligenz einzusetzen. Da wir nicht wissen, wie die grafische Aufmachung ohne ihren Einsatz geworden wäre, fehlt uns natürlich die Möglichkeit zu vergleichen. Wir sind aber guter Dinge, dass die Algorithmen Ihren ästhetischen Geschmack getroffen haben und die Broschüre von der Mehrheit als optisch ansprechend empfunden wird.

Was diesen und alle anderen Texte im Jahresprogramm betrifft, können Sie sicher sein, dass sie nicht von einem Chatbot erstellt wurden. Das Ethos eines Dramaturgen alter Schule erlaubt es mir nicht, auf solche Hilfsmittelchen zuzugreifen. Und so beginne ich meistens schon in den Sommermonaten mit der Recherche zu den Konzerttiteln, die von der künstlerischen Leitung vorgegeben wurden. Nicht selten entdecke dabei verborgene Zusammenhänge zwischen Komponisten und Stücken, die vorher keiner auf dem Schirm hatte. Anschließend ist es ein zähes Ringen um jedes Wort, mit dem Ziel, jedem Programm einen tieferen Sinn zu geben, ein inneres Leben einzuhauchen. Erst wenn ein Text gleichermaßen musikwissenschaftlich fundiert wie marketingtechnisch überzeugend ist, bin ich mit mir selbst zufrieden. 2023 lag ich mit Ihnen offenbar auf der gleichen Welle, denn unsere Jahreszeitenkonzerte waren komplett ausverkauft. Mein Wunsch ist, dass dies auch im Jahr 2024 der Fall sein wird.

Im vergangenen Sommer schreckte uns die Nachricht auf, dass die Stadt Bad Brückenau ihren Zuschuss für das BKO kürzen wird. Es handelte sich um keine exorbitante Summe, doch die Kürzung hatte durchaus das Potenzial, zum Dominostein zu mutieren, der eine Lawine auslöst und andere Dominosteine in der Finanzierung des BKO umwirft. Dass es so nicht gekommen ist, dafür sind wir allen unseren Förderern und Unterstützern – egal ob öffentlichen oder privaten, ob Institutionen, Firmen oder Einzelpersonen – enorm dankbar. Das Vertrauen in unsere Kulturarbeit verpflichtet uns dazu, nicht nachzulassen und die gewohnt hohe Qualität zu liefern.

Neben der Bewahrung des Bewährten, die in heutigen unruhigen Zeiten durchaus seine Berechtigung hat, gilt es zudem, sich permanent zu erneuern. Ich freue mich daher sehr, dass das BKO bei der letzten Mitgliederversammlung eine Verjüngung eingeleitet und mehrere neue Mitglieder aufgenommen hat. Einige von ihnen ließen sich nicht lange bitten und stellen sich 2024 in der Kammermusikreihe „Zwischenspiele“ der Staatlichen Kurverwaltung Bad Brückenau vor. Den neuen Wein in neuen Schläuchen wird es aber auch bei den Hochschulpodien geben, die neuerdings sonntags stattfinden werden, bei den Jahreszeitenkonzerten mit interessanten Solisten geben oder bei der Kooperation mit dem Theater der Stadt Schweinfurt, auf die wir uns schon ganz besonders freuen.

Ich wünsche Ihnen, dass der Jahrgang 2024 auf der Zungenspitze prickelt, am Gaumen sein volles Volumen entfaltet und mit einem tiefen Abgang beeindruckt. Lassen Sie uns ihn gemeinsam genießen!

Pavol Tkáč
Geschäftsführer